Erkrankungen wie die Masern werden häufig als „Kinderkrankheiten“ bezeichnet, was ihnen ein gewisses Harmlosigkeitsimage verleiht. Der Begriff kommt allerdings daher, dass eine einmalige Infektion meist eine lebenslange Immunität bewirkt, weshalb Erwachsene nicht mehr erkranken, wenn sie die Krankheit bereits als Kind durchgemacht haben. Harmlos sind diese Krankheiten keineswegs, haben sie doch häufig den Tod oder Langzeitschäden zur Folge. Impfungen haben es uns ermöglicht, eine Immunität aufzubauen ohne dem Risiko der Erkrankung ausgesetzt zu sein.
Viele Impfgegner sind aber der Ansicht, dass das Durchmachen der Krankheit einen besseren Schutz bietet als die Impfung. Gern wird behauptet, dass nur dadurch das Immunsystem gestärkt wird und sich ordentlich entwickeln kann. Ein extremer Fall sind hierbei die sogenannten Masernparties, bei denen gesunde Kinder mit erkrankten Kindern spielen sollen, um sich bei ihnen anzustecken. Abgesehen davon, dass das bewusste Infizieren mit einer u.U. tödlichen Krankheit eine Körperverletzung darstellt, was steckt hinter dieser Argumentation? Ist eine Maserninfektion gut für das Immunsystem?
Schwere Fälle einer Masernerkrankung müssen im Krankenhaus behandelt werden. Obwohl viele Impfgegner Zweifel an der Medizin und dem Nutzen der Impfungen haben, vertrauen sie darauf, dass eben diese Medizin ihr an den Masern erkranktes Kind vor dem Tod bewahrt. Außerdem besteht das Risiko von Spätkomplikationen wie SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis), einer unheilbaren Hirnhautentzündung.
Die Masern sind ein besonders heikles Thema, was die Reaktion des Immunsystems betrifft. Entgegen der Ansicht der Impfgegner scheint nämlich genau das Gegenteil zu passieren: das Immunsystem wird durch die Infektion nachhaltig geschwächt. Wissenschaftler beobachten bereits seit Jahrzehnten das sogenannte Masernparadox. Darunter versteht man, dass durch die Maserninfektion das Immunsystem sowohl aktiviert als auch unterdrückt wird. Wie kann das sein?
Wenn das Masernvirus in den Körper gelangt, greift es speziell die Lymphozyten (B- und T-Zellen) an. Das sind weiße Blutkörperchen, die für die Erkennung und Bekämpfung von Krankheitserregern zuständig sind. Das Virus vermehrt sich in den Zellen, wodurch sie Absterben. Infizierte Zellen werden vom Immunsystem auch erkannt und gezielt eliminiert. Es kommt zu einer vorübergehenden Abnahme der Lymphozyten im Blut. Ist der Eindringling erst einmal identifiziert, werden gezielt Lymphozyten hergestellt, die das Virus aufspüren und unschädlich machen. Die Zahl der Lymphozyten nimmt wieder zu. Dabei handelt es sich aber nur um Masernvirus-spezifische Zellen. Die anderen Lymphozyten bleiben reduziert.
Dabei leiden besonders die sogenannten Gedächtniszellen unter dem Angriff durch das Masernvirus. Gedächtniszellen erinnern sich quasi an vorherige Infektionen und können im Falle eines wiederholten Eindringens desselben Krankheitserregers schnell die richtige Antwort des Immunsystems aktivieren. Werden sie zerstört, kann sich der Körper nicht mehr an die frühere Infektion erinnern und eine neue Infektion kann schwerwiegender sein. Das Immunsystem wird sozusagen auf Null gesetzt.
Stellen wir uns die Punkte als Zellen, des Immunsystems vor. Verschiedene Farben reagieren auf verschiedene Erreger. Die roten Zellen sind für die Abwehr des Masernvirus zuständig. Sie werden durch die Impfung oder Infektion gebildet. Bei einer Infektion verschwinden außerdem viele der anderen Zellen.
Hinzu kommen viele weitere Wirkungen, die eine Schwächung des Immunsystems zur Folge haben, aber im Detail bisher noch unverstanden sind. Häufig sind Todesfälle bei Masern auf eine Sekundärinfektion zurückzuführen, die unter normalen Umständen harmlos verlaufen wäre. Studien konnten außerdem zeigen, dass die Unterdrückung des Immunsystems durch das Masernvirus über Wochen, Monate und sogar Jahre anhalten kann und das Risiko von anderen Erkrankungen erhöht. Demnach hat die Einführung der Masernimpfung nicht nur Masernerkrankungen reduziert, sondern auch die Sterblichkeit durch andere Infektionen verringert.
Fazit: Wer es vorzieht, sein Kind die Masern durchmachen zu lassen, riskiert nicht nur Komplikationen durch die Krankheit selbst sondern auch unabsehbare Folgen durch die nachhaltige Schwächung des Immunsystems. Die Impfviren rufen eine Antwort des Immunsystems hervor ohne die bestehende Abwehr abzutöten und sind somit die deutlich sicherere Variante.
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