Einige Verschwörungstheorien setzen die Zusammenarbeit vieler Personen voraus. Mitunter sollen alle Regierungen dieser Welt unter einer Decke stecken und uns alle für dumm verkaufen. Gerade unter Impfgegnern oder Klimawandel-Leugnern wird gerne behauptet, die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft würde uns belügen. Aber geht das überhaupt? Können so viele Menschen tatsächlich so brisante Geheimnisse wie eine angeblich längst gefundene Heilung für Krebs für sich behalten? Anhand von realen Verschwörungen, die zum Beispiel durch Whistleblower aufgeflogen sind, sehen wir, dass die Chancen gut stehen, dass die Wahrheit irgendwann ans Licht kommt.
David Robert Grimes, Physiker an der Universität Oxford in England, hat anhand aufgedeckter Verschwörungen berechnet, wie lange eine Verschwörung aufrecht gehalten werden kann – abhängig von der Anzahl der daran beteiligten Personen. Er veröffentlichte seine Ergebnisse Anfang des Jahres im Wissenschaftsjournal PLoS ONE.
Als Grundlage für seine Berechnungen nahm er reale Verschwörungen wie u.a. den NSA-Skandal, eine weitreichende Bespitzelung von Bürgern und Staatsoberhäuptern, die durch den ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden aufgedeckt wurde. Die Methoden der NSA blieben etwa 6 Jahre lang geheim, was ein Stillschweigen aller Mitarbeiter voraussetzt, die Grimes laut NSA-Aussagen mit etwa 30.000 Personen einschätzt. All diese Menschen waren also Teil der Verschwörung, bis Snowden sie aufdeckte. Daraus lässt sich die Wahrscheinlichkeit für jeden Beteiligten errechnen, mit der er oder sie in einer bestimmten Zeit zum Whistleblower wird. Sie ist extrem gering und beträgt etwa 4 in einer Million.
An einem einzelnen Tag ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Geheimnis ausplaudere, gering. Mit jedem Tag summiert sich diese Wahrscheinlichkeit jedoch mit allen Eingeweihten auf. Das Modell ist etwas komplizierter und beruht auf der Annahme eines exponentiellen Zusammenhangs (Details sind in Grimes‘ Publikation zu finden). Deshalb wächst die Wahrscheinlichkeit schon über einen kurzen Zeitraum rasant an. In meinem einfachen grafischen Beispiel hier ist es fast hundertprozentig sicher, dass nach nur 5 Jahren jemand plaudert.
Wenn man sich nun anschaut, wie viele Menschen an einer Impf-Verschwörung oder der Inszenierung der Mondlandung beteiligt sein müssten, lässt sich daraus die Lebensdauer einer solchen Verschwörung errechnen, bis einer sie absichtlich oder unabsichtlich enthüllt. Beispielsweise wären laut Grimes‘ Schätzung an der Geheimhaltung einer Krebsheilung durch die Pharmakonzerne um die 700.000 Personen beteiligt. Auch wenn für jeden Einzelnen die Wahrscheinlichkeit gering ist, das Geheimnis auszuplaudern, würde es nach nur 3 Jahren trotzdem jemand tun. Es ist demnach sehr unwahrscheinlich, dass so eine Verschwörung mit so vielen eingeweihten Personen für lange Zeit aufrecht erhalten werden könnte.
Genauso wäre eine Inszenierung der Mondlandung aufgrund der vielen NASA-Mitarbeiter bereits nach 3 bis 4 Jahren aufgeflogen. Nicht viel besser sieht es für angebliche Klimawandel- und Impfverschwörungen aus. Je nachdem welche Annahmen man den Berechnungen zu Grunde legt, wie viele Menschen beteiligt sein sollen, steigt die Zahl schnell auf Zehntausende von angeblichen Verschwörern und die Sache fliegt nach 3 bis 30 Jahren auf.
Fazit: Je länger eine Verschwörung existiert und je mehr Personen eingeweiht sind, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass jemand plaudert. Daraus folgt, dass es extrem unwahrscheinlich ist, dass diese Verschwörungen real sind, wenn bisher noch kein Insider mit den Hintergrundinformationen an die Öffentlichkeit getreten ist.
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