Die Kühe rülpsen uns ins Unglück. Die FAO (Food and Agriculture Organization der UN) schätzt den weltweiten Methan-Ausstoß durch die Verdauung unserer Viehherden auf etwa 86 Millionen Tonnen pro Jahr. Da Methan ein noch wirksameres Treibhausgas ist als Kohlendioxid, verursacht die Fleisch- und Milchproduktion insgesamt etwa 18% der klimaschädlichen Emissionen. Eine Reduktion der Tieranzahl scheint unrealistisch, da der Bedarf nach Fleisch weiter steigt. Ausgerechnet ein kleines Känguru könnte hier Abhilfe schaffen.

Derbywallaby (Wikimedia CC BY-SA 2.0)
Das Derbywallaby (Macropus eugenii) ist der Star einer Publikation aus dem Jahr 2011, die interessante Einblicke in die Känguru-Verdauung lieferte.
Kangurus nehmen in Australien die ökologische Nische der Weidetiere ein. Wie Rehe, Antilopen und eben Kühe haben sie ein hochspezialisiertes Verdauungssystem, das es ihnen ermöglicht, die schwer verdaulichen Bestandteile des Grases aufzuspalten und Nährstoffe daraus zu gewinnen. Anders als bei Kühen oder Schafen entsteht dabei aber viel weniger Methan.
Das zu einem großen Teil aus Zellulose bestehende Gras oder Stroh landet bei Kühen zunächst im ersten Magen (Pansen), wo es mit Hilfe von verschiedenen Mikroorganismen fermentiert wird. Dies macht die Nährstoffe in der Nahrung für das Tier erreichbar, da die Bakterien sie aufnehmen und später in einem anderen Magen weiter verdaut werden. Ein Nebenprodukt des Bakterienstoffwechsels ist das Methan, das die Kuh beim Wiederkäuen in die Umwelt entlässt.
Auch Kängurus besitzen einen Vormagen, in dem die Nahrung eine Zeit lang fermentiert. Da die Nahrung beim Känguru schon nach kürzerer Zeit weiter transportiert wird, vermutet man, dass sich die Methan-produzierenden Mikroorganismen hier nicht ansiedeln können. In oben genannter Studie hat man Bakterien der Gruppe Succinivibrionaceae aus dem Magen des Derbywallabys isoliert. Bakterien dieser Gruppe produzieren Bernsteinsäure und sind bereits aus dem Rinderpansen bekannt. Beim Känguru scheinen sie aber einen großen Teil der an der Verdauung beteiligten Mikroorganismen auszumachen. Anhand einer genetischen Analyse konnten die Autoren zeigen, dass im Känguru-Magen hauptsächlich Stärke zu Bernstein- und Essigsäure verarbeitet werden, wobei Kohlendioxid gebunden wird.
Das Verstehen dieser chemischen Stoffwechselprozesse kann dabei helfen, den Methan-Ausstoß unserer Viehherden zu reduzieren. Durch Zugabe bestimmter Nahrungsmittel könnte das Oxidations/Reduktions-Verhältnis im Kuhmagen verändert werden, was nicht nur die Energiegewinnung aus der Nahrung optimieren sondern auch die Methan-Entstehung unterbinden kann.
Quellen:
- Lifestock’s Long Shadow (2006). Food and Agriculture Organization of the United Nations
- Pope, P.B. et al. (2011). Isolation of Succinivibrionaceae Implicated in Low Methane Emissions from Tammar Wallabies. Science 333(6042), 646–648
- Kempton, T.J., Murray, R.M. and Leng, R.A. (1976). Methane production and digestibility measurements in the grey kangaroo and sheep. Australian Journal of Biological Sciences 29(3), 209–214
- Hume, I. (1984). Microbial Fermentation in Herbivorous Marsupials. Bioscience 34(7), 435–440
- Russell, J.B. and Strobel, H.J. (1989). Effect of ionophores on ruminal fermentation. Applied and Environmental Microbiology 55(1), 1–6
apropos umweltschutz:
unsere massentierhaltung ist für mehr als die hälfte aller globalen co2 emissionen verantwortlich, somit ist unser fleischkonsum hauptverursacher des durch den menschen verursachten klimawandels. die industrielle tierhaltung schadet der erde mehr als jede andere industrie.
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Dass die Fleischproduktion einer der größten Verursacher von Treibhausgasen ist, ist wohl war. Der Anteil an den weltweiten Emissionen wird aber auf etwa 18% geschätzt (siehe Quelle 1).
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